Reden-Macher
Bedächtige Reden führen stets zum klügsten Ziel - Euripides

Trauerrede Muster

Damit Sie eine Vorstellung haben, wie eine Trauerrede für Ihre/n Verstorbene/n aussehen könnte, finden Sie hier Auszüge aus der Rede für meine Schwiegermutter, aus der Details zu Daten, Personen und Orten aus Gründen der Diskretion herausgenommen wurden.


Lieber ***, liebe ***, lieber ***, lieber ***, sehr verehrte Trauergemeinde,

am ***, es war ein stürmischer, regnerischer vierter Adventssonntag, machte sich *** auf den Weg ins Seniorenheim *** nach ***, um seiner Mutter *** einen vorweihnachtlichen Besuch abzustatten. Sie war in den letzten Wochen sehr müde gewesen, hatte viel geschlafen und konnte das Bett nicht mehr verlassen. Doch an diesem Tag ging ihr Atem besonders schwer. Das spürte auch ihr Sohn. Er rief seine Schwester *** und seinen Bruder *** an und teilte ihnen das, was er gesehen hatte, mit. Keine halbe Stunde später trafen die beiden zusammen mit ihrem Papa *** in *** ein. Und während sie nunmehr zu viert am Bette von *** wachten und ihre Hand hielten, schlief diese ganz sanft und friedlich für immer ein – ganz so als hätte sie nur darauf gewartet, sich von ihren liebsten und engsten Verwandten zu verabschieden.

Die Familie spielte im Leben von *** stets eine wichtige Rolle. Am *** wurde sie als jüngste von sechs Schwestern sowie drei Brüdern in die Großfamilie *** in *** hineingeboren. Ihre wohlbehütete Kindheit und Jugend verbrachte die lebenslustige, stets gutgelaunte *** auf dem elterlichen Hof in ***. Im benachbarten *** besuchte sie die Volksschule, im Anschluss daran ließ sie sich in *** bei der hochverehrten Frau Maier zur Schneiderin ausbilden. Nach bestandener Gesellenprüfung war *** als so genannte Störnäherin unterwegs, das heißt, sie arbeitete jeweils bei der Kundschaft vor Ort. Dafür machte sie den Moped-Führerschein, schaffte sich ein Quickly an und knatterte damit durch den *** Landkreis.

(…)

Nach der Eheschließung zwischen dem Raumausstatter *** und der Schneiderin *** folgte die Familiengründung auf dem Fuße. Kein Jahr später, am ***, wurde ***, wie sein Vater *** genannt, geboren. Ein weiteres Jahr später, am ***, folgte ***. Drei Jahre darauf erblickte *** am *** das Licht der Welt. Und schließlich machte *** Nachzüglerin ***, wie ihre Mutter am 1. März geboren, die kleine Großfamilie perfekt.

Mit den vielen Kindern wuchsen für *** auch die Aufgaben. So ging es nicht nur darum, die Kleinen großzuziehen, sondern auch ihr Know-how als Schneiderin in den familieneigenen Betrieb einzubringen. Obendrein nutzten zahlreiche Freunde und Verwandte ihre Fähigkeiten, um sich ein Hochzeitsgewand, ein Faschingskostüm oder andere Kleidungsstücke nähen zu lassen. Dadurch wurden zwar die Teilnahmen am gesellschaftlichen Leben etwas weniger, aber *** hatte ihre eigene Form entwickelt, um mit den Dorfbewohnern in Kontakt zu bleiben. Direkt an der ***straße hatte sie einen kleinen Obst- und Gemüsegarten angelegt, den sie regelmäßig hegte und pflegte. Und wann immer die Leute vom Wirt kamen oder auf dem Weg zu ihm waren, legten sie dort ein Päuschen ein, um mit *** die eine oder andere Neuigkeit auszutauschen.

Das war auch gar nicht verwunderlich. Denn *** erwies sich mit ihrer erfrischend positiven Art immer als Bereicherung für ihre Mitmenschen. Vor allem Kinder liebte ***, und die Kinder liebten sie. So begeisterte sie nicht nur durch ihre Warmherzigkeit und optimistische Grundstimmung, sondern auch durch ihre Weltoffenheit, ihre vorurteilsfreie Neugier für das Andere, das Fremde, eine Eigenschaft, die heutzutage fatalerweise immer mehr aus der Mode zu kommen scheint. Sie selbst legte große Hilfsbereitschaft an den Tag, war zudem tief religiös und sehr gläubig. Es gab niemanden, dem sie nicht die besten Wünsche und gleich mehrere Schutzengel auf einmal mit auf den Weg gab. Und das Weihwasser, das war ihr ganz wichtig, am liebsten aus Wigratzbad oder aus Lourdes, wie sie den französischen Wallfahrtsort auf gut bayerische Art auszusprechen pflegte.

(…)

Rund 19 Jahre ist es her, da ereilte *** ein weiteres Unglück. Am *** 1999 erlitt sie einen Schlaganfall. Seitdem war sie halbseitig gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Doch auch diese neue Lebenssituation meisterte sie, nicht zuletzt dank der aufopferungsvollen Pflege ihres Mannes und ihrer Kinder. Anfangs begnügte sie sich noch damit, ein Großteil ihrer Zeit vor dem Fernseher zu verbringen und besonders hochromantische Serien und Filme wie "Sturm der Liebe", "Sisi" oder "Dornenvögel" zu schauen. Während sie im Wohnzimmer saß, machten sich die Enkelkinder, die ihre Oma ja nur im Rollstuhl kannten, zuweilen einen Spaß und veranstalteten mit ihrem Gefährt Wettrennen in der Stube, was nicht jeder der anwesenden Erwachsenen lustig fand. Fanny aber konnte darüber herzhaft lachen.

Weniger lustig fand sie die Idee, *** mit ihrem Rollstuhl neu zu entdecken. Zu groß war wohl die Scham über ihre Behinderung. Doch nach der Installation eines Treppenlifts und nachdem ihre Kinder mehrere Jahre lang mit Engelszungen auf sie eingeredet hatten, erklärte sich *** bereit für die eine oder andere Ausfahrt. Und plötzlich war sie wieder mittendrin im Dorfleben, ob auf der Straße, beim Bäcker oder im Supermarkt, überall traf *** auf alte Freunde und gute Bekannte, die sich freuten, sie endlich wiederzusehen und sich Zeit für einen kleinen Ratsch nahmen.

PAUSE

Und dann kam das Jahr 2018. Und dieses Jahr hielt für *** zwei sehr schöne Ereignisse bereit. Am 24. *** wurde sie durch die Geburt der kleinen ***, der Tochter von *** und ihrem Mann ***, zum ersten Mal Ur-Oma. Und am 27. *** feierte sie im Kreise ihrer Liebsten mit ihrem Mann Diamantene Hochzeit, so etwas wie die Krönung ihres Lebenswerks.

PAUSE

Zum Abschluss möchte ich noch einen Spruch zitieren:

"Du warst so treu und herzensgut und musstest doch so Schweres leiden, doch jetzt ist Friede, Licht und Ruh' so schmerzlich auch das Scheiden."

Liebe ***, liebe Mama, liebe Oma, liebe Uroma und Schwiegermama

 Ruhe in Frieden